10 Hubertus Giebe - Kürbisstillleben
Hubertus Giebe - Kürbisstillleben

100 | Ausstellung vom 13. Januar bis 30. April 2021 (verlängert bis 24. September 2021)

»Dresden. Mein Dresden!«
AUS DER SAMMLUNG VON DIETER UND ILKA HOFFMANN

Dresdner sind kultur- und geschichtsbewusst, manchmal auch geschichtsverklärt, zumindest nehmen sie sich alles, was mit ihrer Stadt zu tun hat, immer mit viel Engagement zu Herzen. Und wer sich intensiv mit Dresdner Kunst beschäftigt, der kommt über kurz oder lang dazu, sich die eine oder andere Arbeit eines Künstlers zu kaufen. Wieviel Kunst in Dresdner Privatsammlungen schlummert, wieviel künstlerische Nachlässe noch nicht bearbeitet sind, ist aber kaum bekannt. Nur Wenige haben ihre Schätze der Öffentlichkeit präsentiert, aus verschiedenen Gründen, die zu respektieren sind. Ein offensichtlicher Grund sind fehlende Ausstellungsmöglichkeiten. Sie reichen ja kaum für die lebenden bildenden Künstler. Wir arbeiten mit Dieter Hoffmann seit nunmehr 20 Jahren zusammen. Als Leihgeber und als Laudator zu verschiedenen Ausstellungen hat er unser Anliegen, seit nunmehr 23 Jahren Kunst aus der Region für die Dresdner und ihre Besucher kostenlos zu präsentieren, immer unterstützt.

Mit der aktuellen Ausstellung kehren einige Arbeiten, die vermutlich noch nie in Dresden zu sehen waren, in die Stadt ihrer Entstehung zurück. Dieter Hoffmann wurde 1934 in Dresden geboren. Er kam schon frühzeitig mit Kunst in Berührung, sie prägte seinen Lebensweg: Als Redakteur, Kunstkritiker, Autor und Dichter. Angefangen in der Dresdner Tageszeitung »DIE UNION«, musste er noch vor 1960 die DDR verlassen. Seine Leidenschaft für die Dresdner Kunst blieb und mit ihr die Verbundenheit mit Dresden und (seinen) Künstlern. Das Buch »Trauerweidengepeitscht« dokumentiert Hoffmanns Wirken für Dresdner Künstler in den Feuilletons der westlichen Bundesländer. Über einen Zeitraum von mehr als 50 Jahren lebte Hoffmann inmitten seiner wachsenden Sammlung vorrangig Dresdner Künstler, zuletzt und heute noch in Geiselwind. Wir können hier nur eine kleine, aber bemerkenswerte Auswahl zeigen. Sie ist auch eine Erinnerung an seine Frau Ilka Hoffmann von Tümpling (1935–2012), die mit ihm gemeinsam die Leidenschaft für Kunst teilte.

Dieter Hoefer, Thomas Lohse

9 Klaus Liebscher - Variation
Klaus Liebscher - Variation

99 | Kabinett-Ausstellung vom 13. Januar bis 30. April 2021 (verlängert bis 24. September 2021)

»Thema & Variationen«
KLAUS LIEBSCHER

Seine Mutter brachte Klaus Liebscher in den Zeichenzirkel des Kulturbundes. Diesen Kurs leitete ein unbekannt gebliebener Friedrich Masche und manchmal auch Aushilfsweise Heribert Fischer-Geising. Um 1960 war es üblich vor einem Studium ein Jahr in der sozialistischen Produktion arbeiten zu müssen. Für Klaus Liebscher hatte dieses Jahr nur den Effekt, dass er sich jetzt sicher war, niemals einen Metallberuf zu ergreifen. So ging er 1960 an die Dresdner Kunstakademie, in deren Umfeld er viele nachhaltige Freundschaften zu Künstlerkollegen schloss. So u.a. u Ralf Winkler (A.R. Penck), Steffen Kunert (Terk), Gunter Herrmann, Eckhard Kempin, Günther Hornig, Peter Graf, Dieter Weise und Strawalde. Es war ein Kreis emotionaler Menschlichkeit bis zu besonders von Penck beförderten Theorien zwischen Rembrandt und Picasso. Doch die eigentliche „Akademie“ aller war der „Kakadu“ im Parkhotel Weißer Hirsch. Hier traf er noch Peter Kaiser, den heute verschollenen Achim Heym, Jürgen Schweinebraden und viele andere.
Die freie bildnerische Arbeit von Klaus Liebscher blieb lange Zeit dem Gegenstand verbunden. Sowohl unter dem Einfluss seiner Dresdner Künstlerfreunde als auch im Angesicht der alten Kunst, die ihm regelmäßig bei der Restaurierungsarbeit begegnete, sah er lange keine Notwendigkeit, diesen aufzugeben. Bis ihm dann zu Beginn der achtziger Jahre Gegenständliches von Jahr zu Jahr marginaler erschien und er den Drang entwickelte, sich von diesem zu lösen.

Neueste Entwicklungen der sechziger und siebziger Jahre wie Pop Art, Neuer Realismus und Concept Art berührten Klaus Liebscher weniger – hier blieb er eher Traditionalist. Dagegen wirkte das späte Informel nachhaltig. Mit den Ahnen Nay, Tapiès, und Hartung im Rücken barg die gestische Malerei etwa eines Sam Francis oder Cy Twombly genügend Kraft für weitere Jahrzehnte Malerei.

Analog zu seinem zweiten Lebenselixier – der Musik, insbesondere Jazz, Blues und Rockmusik fesseln ihn bis heute – begab sich Klaus Liebscher mit großer Souveränität in das kreative Spiel mit Farbe und Form, die er in subtilen Kabinettstücken als auch in raumgreifenden Fahnen handhabt. Stille, ruhige, statische Kompositionen werden abgelöst von Grellem und Explosivem. Seine Malerei hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten zum unverkennbaren Markenzeichen kondensiert. Dieses kreative Feuerwerk ist zum bleibenden Eindruck eingefroren.

Gunter Ziller (leicht gekürzt)